Lost geht’s – Spatenstich für das neue Heinrich-Wetzlar-Haus: Geschäftsführer Jens Brandt, Bürgermeister Edgar Geißler, Architekt Roger Strauß, Landtagsabgeordnete Alena Trauschel, Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, Ministerin Marion Gentges, Landtagsabgeordneter Ansgar Mayr, Landtagsabgeordneter Ulli Hockenberger, Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz und Sabine Haid, Bereichsleiterin der Sondereinrichtungen (v.l.n.r.).

Das Angebot zur Vermeidung von Untersuchungshaft erhält ein neues Gebäude

Frau Ministerin Marion Gentges vom Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg beim Spatenstich in der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee

Im Jahr 1984 startete das Heinrich-Wetzlar-Haus der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee als Pilotprojekt zur Vermeidung von Untersuchungshaft für straffällig gewordene Jugendliche. In enger Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg entwickelte sich das einmalige Angebot zum Erfolgsprojekt. „Nach über 35-jähriger Nutzung ist das denkmalgeschützte Gebäude stark sanierungsbedürftig, insbesondere im Bereich Brandschutz“, erklärt Landrat Dr. Christoph Schnaudigel in seinen Begrüßungsworten beim Spatenstich für den Neubau des Heinrich-Wetzlar-Hauses am Freitag, den 30.07.2021.

Das Angebot der U-Haft-Vermeidung erhielt seinen Namen vom Gründer der Jugendeinrichtung, Dr. Heinrich Wetzlar. Die Familie Wetzlar widmete sich bereits vor über 100 Jahren straffälligen und gestrauchelten Jugendlichen und nahm sie zum Zwecke der Erziehung auf. Als Richter war es Dr. Wetzlar bewusst, dass den jungen Menschen allein mit einer Strafe nicht geholfen ist. Der Landrat freut sich, dass dieses Vermächtnis in der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee, dessen Träger der Landkreis Karlsruhe seit 2005 ist, fortgeführt und im Heinrich-Wetzlar-Haus mit einer sozialpädagogischen und psychologischen Betreuung von 14 männlichen Jugendlichen bis zu ihrer Hauptverhandlung umgesetzt wird.

Auch im heutigen Jugendstrafrecht liegt der Schwerpunkt auf dem gesetzlichen Erziehungsauftrag, der sich in der Bereitstellung von zielgerichteten Chancen und Hilfsangeboten für ein möglichst straffreies künftiges Leben zeigt. Frau Ministerin Marion Gentges vom Ministerium der Justiz und für Migration Baden-Württemberg weiß, dass wenn ein Jugendlicher erst einmal in Untersuchungshaft ist, es mitunter schwer sein kann, eine positive Sozialprognose zu erzielen. Ministerin Gentges betont daher die Wichtigkeit der Hilfestellung und des Konzeptes des Heinrich-Wetzlar-Hauses, das mit dem Leitgedanken „Erziehungshilfe statt Untersuchungshaft“ genau dort ansetzt.

Bürgermeister Edgar Geißler von der Stadt Stutensee bezeichnet die Jugendeinrichtung Schloss Stutensee mit ihren unterschiedlichen Unterstützungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Familien als wichtige Institution in der Kreisstadt Stutensee und Umgebung und schätzt das umfassende Engagement des Landkreises Karlsruhe für zeitgemäße, zukunftsweisende und ökologische Sanierungen und Erweiterungen von bestehenden Gebäuden als auch Neubauten.

„Mit dem Neubau des Heinrich-Wetzlar-Hauses wird es nun ernst“, sagt Architekt Dipl. Ing. Roger Strauß und präsentiert den geladenen Gästen, - bestehend aus Vertretern der Politik, von Ministerien und Behörden, vom Fachbeirat des Heinrich-Wetzlar-Hauses und dem Aufsichtsrat der Jugendeinrichtung als auch den Mitarbeitenden -, die Planung des Neubaus. Ein zweigeschossiger Bau mit 1200 Quadratmetern Nutzfläche sorgt für eine zeitgemäße Unterbringung und bietet die Möglichkeit einer konzeptionellen Neuausrichtung mit zwei kleinen Gruppen anstatt einer Großgruppe. Zu den Schlafräumen gibt es genug Platz für Verwaltungs-, Therapie-, Unterrichts-, Ess-, Wohn-, Freizeit- und Multifunktionsräume. Gebaut wird das neue Gebäude auf dem Sportplatz der Jugendeinrichtung hinter der Sport- und Rhythmikhalle, da der ursprüngliche Bauplatz neben der Sporthalle, in der Flucht der Gebäude, aus biologischen Gründen - zum Schutz der Käfer und Fledermäuse - verworfen wurde. Das Gebäude wird zudem vom neugebauten Nahwärmesystem versorgt werden.

Die Baukosten von 6,6 Mio. Euro werden mit der Fertigstellung des Gebäudes Ende 2022 in den neuen Entgeltsetzen mit eingerechnet und somit über die Belegung der Plätze vom Justizministerium refinanziert werden. Frau Ministerin Marion Gentges bestätigt beim Spatenstich nochmals die Finanzierungszusage, „da diese herausragende Einrichtung aus jugendstrafrechtlicher Sicht in Baden-Württemberg auch weiterhin zur Verfügung stehen sollte.“ Dipl. Ing. Roger Strauß ist ebenfalls der Ansicht, dass dieses Geld gut investiert sei, denn es gäbe nichts Besseres als in die Zukunft, in die Jugend und in die Bildung zu investieren.

Geschäftsführer Jens Brandt bedankte sich für die finanzielle Unterstützung von Seiten des Justizministeriums. Dank dieser Unterstützung und der guten Zusammenarbeit mit dem Landkreis Karlsruhe, der Stadt Stutensee als auch mit dem Architekturbüro Roger Strauß sei der Neubau überhaupt möglich. Darüber hinaus hat sich das Erfolgsprojekt zu einem Zukunftsprojekt dank der täglichen Arbeit von den Mitarbeitenden vor Ort in der Jugendeinrichtung entwickelt. Eine sehr gute Auslastung von 97 Prozent und eine Bewährungsquote von über 85 Prozent bei den Jugendlichen sprechen für diese Arbeit.

Die Glückwünsche zum Spatenstich waren zahlreich, von einem zügigen Bauverfahren, über genug Baustoffe und einem unfallfreien Verlauf, bis hin zu viel Kraft, Glück und Erfolg. Geschäftsführer Jens Brandt ist zuversichtlich, dass der Neubau erfolgreich verlaufen wird.