Das Interesse, Tieren zu folgen

Fachvortrag über Tiergestützte Pädagogik in der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee

„Den Ziegen folgen – Wie tiergestützte Pädagogik wirken kann“ hieß der Titel des Fachvortrages von Dr. Phil. Carola Otterstedt am 14. November 2019 bei uns in der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee und benennt damit eine Methode, wie man Tiergestützte Pädagogik einsetzen kann. „Wir sollten Interesse haben, den Tieren, egal ob Ziegen, Schafe, Hunde oder Pferde, zu folgen und mit ihnen in einen Dialog zu treten, denn so entsteht Vertrauen und Beziehung“, lauteten die einführenden Worte der Verhaltensforscherin und Kulturwissenschaftlerin. Im Vordergrund der Tiergestützten Intervention stehe dabei die Betrachtungsweise des Tieres als ein Beziehungspartner und nicht als ein Objekt.

Mit ihrem Bildvortrag erklärte Dr. Phil. Carola Otterstedt, basierend auf über 20 Jahre Praxiserfahrung, den rund 150 Zuhörern, was eine professionelle Tiergestützte Pädagogik braucht und wie diese wirken kann. Dabei ließ sie als Vorstandsvorsitzende der Stiftung „Bündnis Mensch & Tier“ und als Fachberaterin Themen wie Weiterbildungen, Konzepterstellung, Tierethik und -haltung nicht aus. „Die Fachkräfte, die mit Tiergestützter Intervention arbeiten oder diese anbieten, sind Dolmetscher, denn durch die Interaktion helfen sie anderen Menschen, ihre Talente zu erkennen“, sagte Carola Otterstedt und nannte zum Beispiel die Förderung der Beobachtungsgabe, der Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie der emotionalen, sozialen und kommunikativen Kompetenz als Förderbereiche, in denen Tiere methodisch wirkungsvoll eingesetzt werden können.

Tiere methodisch wirkungsvoll einsetzten, das war ein Schwerpunkt des Fachvortrages, für den sich Carola Otterstedt viel Zeit nahm. Sie vermittelte den Teilnehmern, dass es dem Tier nicht anders ergehe als uns Menschen. So fühlen sich Tiere an manchen Einsatzorten, sei es aufgrund der Gerüche, der Umgebung oder der Geräusche, wohler als andere. Das Ziel sei es, herauszufinden, welche Zielgruppe für das Tier am besten passt. Dabei ist das individuelle Wesen und das individuelle Talent des Tieres zu beachten. Grundregeln bei der Wahl des Tieres, wie zum Beispiel „Je kleiner die Kinder, umso größer die Tiere“, gab Carola Ottertstedt den Anwesenden mit an die Hand, beruhigte sie aber, dass keine Elefanten in den Kindergarten kommen müssten, um dort mit den Kindern tiergestützt zu arbeiten. Die Größe eines Schafes oder einer Ziege reiche da völlig aus.

Keinen Platz für eine Ziege, ein Schaf oder ein Hund? Das macht nichts, denn die Natur ist voll mit Tieren. Ameisen, Schnecken und Insekten seien wunderbar, um sie zu beobachten und wahrzunehmen. Das seien bereits wichtige Methoden der tiergestützten Arbeit und haben eine starke Wirkung. Auch Tierkarten, Spiele und Lieder über die verschiedenen Tierarten bieten die Möglichkeit, das Wesen der Tiere miteinzubeziehen und auf das menschliche Gemüt zu übertragen. Fakt ist, von der Tier-Mensch-Beziehung lässt sich einiges auf die Mensch-Mensch-Beziehung übertragen. Als Hinweis gab Carola Otterstedt den Anwesenden mit: „Wenn Hühner zu Ihnen kommen, wissen Sie, dass Sie vollkommen entspannt sind.“ 

„Das werde ich auf jeden Fall einmal ausprobieren“, lachte Jens Brandt, Geschäftsführer der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee, der sich nach der aktiven Fragerunde und des konstruktiven Austausches der Zuhörer über gemachte Erfahrungen im Bereich der Tiergestützten Intervention bei Carola Otterstedt für ihr Kommen bedankte. Beim Bücherstand und bei ausgelassenen Gesprächen bei Speis und Trank klang der Abend gemütlich aus.

Der Fachvortrag fand im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee statt. In der gesamten 100-jährigen Geschichte haben Tiere die Einrichtung begleitet, sei es in der Landwirtschaft, in der Pferdezucht oder im heilpädagogischen Reiten und Voltigieren. Heute arbeiten wir neben dem Angebot der Reittherapie, in der Schule als auch in den Tages- und Wohngruppen mit Tiergestützter Pädagogik. Dabei begleiten vorwiegend Hunde die Kinder und Jugendliche.