Anschaulicher, lebhafter und impulsreicher Fachvortrag zum Thema "Sozialraumorientierung"

Wie schafft man es, von einer Inklusionsarbeit in Werkstätten ein mobiler Animateur in einem Pflegeheim zu werden? Diese und weitere Beispiele erläuterte Prof. Dr. Frank Früchtel in seinem Fachvortrag "Hilfe als Gemeinschaftslösung - Theorie und Methode der Sozialraumorientierung" am Donnerstag, den 30.11.2023, in unserer Jugendeinrichtung.

In dem Bespiel des mobilen Animateurs half das Zusammenspiel von einem Bürgermeister, einem Pfarrer und einem Familienmitglied des Klienten, für den im Rahmen einer Unterstützungsform ein speziell zugeschnittener Arbeitsplatz gesucht wurde. Prof. Dr. Frank Früchtel veranschaulichte anhand des Falls, dass es neben dem Individuum Familienkräfte, Netzwerkkräfte, Nachbarschaftskräfte und Gesellschaftskräfte gibt, die für die benötigte Hilfe des Individuums entscheidend unterstützend agieren und mitwirken können.

Der Fachvortrag zeigte den ca. 40 interessierten Zuhörenden aus dem Sozialbereich auf, dass die Einbeziehung weiterer Kräfte neben der professionellen Hilfe im sozialen Sektor (Jugendhilfe, Behindertenhilfe, Altenpflege, Bereiche der Sozialen Arbeit etc.) schwindet. Seit dem 19. Jahrhundert bis heute liegt oft das Ziel verstärkt darin, die bedürftigen Menschen aus dem riskanten Raum zu retten und sie an bessere Orte (Einrichtungen) zu bringen, um ihnen optimal, professionell zu helfen. Das bedeutet, dass durch dieses instrumentelle bzw. technisch lösungsorientierte Helfen die Menschen von ihren bisherigen Netzwerken und Sozialräumen entfernt werden.

Prof. Dr. Frank Früchtel betonte in seiner Darstellung von Hilfe als Gemeinschaftsleistung, dass es jedoch wichtig sei, nicht nur die Fälle zu kennen, sondern auch das gesamte Feld, in welchen sie sich bewegen und leben. Um den Standardisierungsdruck von Organisationen entgegenzuwirken, liegt es an den professionellen Fachkräften, sich mit all den verschiedenen obengenannten Kräften zu beschäftigen sowie an den Herkunftsverbindungen anzuknüpfen, einhergehend mit dem Ziel, aus dem "small self" ein "wider self" zu machen. Diverse neue Beziehungen und Zugänge zu schaffen, die zunächst nicht zielgenau sind, sondern sich erst später für eine Hilfe eignen könnten, die sogenannte fallunspezifische Arbeit, ist ebenfalls entscheidend, dass Hilfe zur Wir-Hilfe wird.

Den Impuls, den Prof. Dr. Frank Früchtel demnach den Zuhörenden mit gegeben hat, ist, dass mit der Methode der Sozialraumorientierung aus Hilfe zur Selbsthilfe eine Wir-Hilfe wird - ein soziales Modell, in welchem die Hilfe nicht so zielgerichtet ist. Ein spannender Weg, bei welchem man "von den Autobahnen auf kleinere Straßen abbiegt".

Dieser Impuls war ein guter Start für eine anschließende ausgiebige Frage- und Diskussionsrunde, die den Fachvortrag abrundete. An diesem zukunftsgerichteten Thema der Sozialraumorientierung möchten wir als Jugendeinrichtung weiterhin verstärkt arbeiten und freuen uns, dass Prof. Dr. Frank Früchtel uns mit seinem Fachvortrag zu einer Abbiegung auf eine kleinere Straße geführt hat.

Der Fachvortrag war durch die Unterstützung der Sparkasse Kraichgau möglich. Wir bedanken uns herzlich für diese Unterstützung.